8 Uhr früh. Der Wecker bimmelt und mein Kopf fühlte sich an als ob gerade jemand mit einem 10 Tonnen Hammer drauf geschlagen hätte. So langsam aber sicher machten sich die 3 Tage Suff bei mir ganz schön bemerkbar. Total verkatert, übermüdet und mit Schädelweh durfte ich an diesem Tage also uns gen Belfast kutschieren. Es schien also wirklich eine rocky Journey zu werden. Aber genug rumgeheult. A Guada hälts aus und somit gings gleich mal zum Nachbarzimmer rüber um die Kollegen Tobi + Björn zu wecken. Aber trotz lautem Geklopfe war kein Ton aus dem Zimmer zu vernehmen. Aber nach mehrmaligem Weiterklopfen war dann irgendwann doch noch ein, zwar recht leichtes und sehr gequältes, aber dennoch zu vernehmendes Stöhnen vom Tobi auszumachen. Hurra, sie leben also noch. Also Parole aufstehen durch den Türschlitz durchgegeben und ab gings unter die Dusche. Nach einer halben Stunde waren die Anne und ich wieder einigermaßen fit und Abmarsch bereit. Nur bei Björn + Tobi schien in dieser Zeit nicht wirklich viel passiert zu sein. Also wieder mehr mal’s an die Tür gepochert bis einer der beiden Bierleichen mir dann mal freundlicherweise die Tür in ihr Schlafgemach öffnete. Der Duft der mir nun erneut entgegen blies hätte mich beinahe wieder rückwärts aus dem Raum katapultiert. Ich weis, das hab ich von gestern bereits geschrieben. Aber das gestern war, im Vergleich zu diesem heute, eine wohlriechende Blumenwiese. Oh man ihr Assos. Nach liebem Zureden und Bitten an den Björni doch seinen Arsch aus dem Bett zu hieven standen wir dann irgendwann doch noch, zwar verspätet aber doch, an der Bushaltestelle um gen Flughafen zu fahren. Tja, und natürlich wurden wir auch gleich Opfer des „Waiting for a bus in Dublin Phänomens“. Es kam halt einfach unser Bus nicht. Aber Geduld ist ja bekanntlich eine Tugend und mit 20 minütiger Verspätung trudelte dieser dann doch noch ein und es konnte gen Flughafen gehen. Auf der Fahrt dahin noch schnell einen Kontrollanruf beim Zwirgl, welcher der fünfte Mitfahrer in unserem Auto gen Belfast war, getätigt und sich nach dessen Wachheitsgrad erkundigt. Die sehr gequälte Stimme am anderen Ende der Leitung lies sich auf zwei Dinge ableiten. A)  Das war gerade der Weckanruf oder B) Ich bin zwar wach aber immer noch besoffen :-) Aber auch dieser schaffte es dann, der Dienstleistung Taxi sei dank, pünktlich am Flughafen zu erscheinen. Also los geht’s. Mietwagen klar gemacht und  mit doch etwas mulmigem Gefühl in der Magengegend, nahm ich auf der rechten Fahrerseite platz. Aber da ich nun mal, wie ihr ja alle wist, ein Naturtalent bin, war natürlich der Linksverkehr a koa Thema mehr für mich und so bewegten wir uns also in das Kampfgebiet Nordirland mit der Hauptstadt Belfast.
I

Nach circa 1 Stunde Fahrt passierten wir dann auch schon die imaginäre Grenze zu Nordirland. Das wir uns nun auf britischem Gebiet befanden war lediglich an den Parolen wie „Brits out“, „Irland back to the Irish“ oder den bekannten drei Buchstaben „IRA“, welche an Brücken und Häuserfassaden gesprüht waren, zu erkennen. Schilder oder gar Zollhäuschen die auf den Grenzübergang hindeuteten ; Fehlanzeige. Nach kurzem Zwischenstop im McD um unseren gebeutelten Mägen etwas Nahrung zukommen zu lassen ereichten wir auch schon Belfast und die Suche nach dem Stadion konnte beginnen.

Und, wie sollte es auch anders sein, von Stadionausschilderung keine Spur. Nach etwas längerem Umherirren im Stadtkern von Belfast wurden wir ein klein wenig Außerhalb der Stadtmitte auf 5 Einsatzfahrzeuge der Polizei aufmerksam welche sich in einer kleinen Seitengasse von der Hauptverkehrsstrasse postiert hatten. Na bei so viel anwesender Polizei muss doch, logischerweise, das Stadion ganz in der Nähe sein. Aber von wegen. Der Grund für Ihre Anwesenheit wurde uns schnell klar. Denn nicht unweit entfernt tauchte das katholische, irische Viertel von Belfast auf. Ich wusste bereits vorher, dass dieses Viertel einer Hochsicherheitszone gleichen muss. Doch was ich nun zu sehen bekam war einfach nur krass. Das Viertel war zum einen Teil von 5 Meter hohen Stahlmauern, welche wie Gefängnismauern aussahen, umgeben an welchen in fast jeder Ecke noch zusätzliche Überwachungskameras zu finden sind.  Oder zum Anderen von ebenso hohen Zäunen, auf welchen oben auf noch zusätzlicher Stacheldraht angebracht war.  Schöne Scheisse! Also hier werden wir das Stadion also nicht finden.

Somit ab in die nächste Seitenstrasse um das Auto zu wenden. Und dort dann gleich der nächste Schock. Wir befanden uns mitten in einem protestantischen Viertel zu dem der Ausdruck Ghetto durchaus zutreffend ist. Und wir mit unserem irischen Autokennzeichen genau darin. Na ganz toll! Die Blicke der wenigen Leute die hier an ihren Hausereingängen oder auf der Strasse rum lungerten müssen nicht erst in Worte übersetzt werden. Wir haben auch so verstanden. Jetzt bloß schnell raus hier und zu den Bullen am Anfang der Strasse zurück und nach dem Weg fragen. Als wir bei diesen um die Ecke bogen ernteten wir mehr als verdutzte Blicke und irgend wie hatte ich den Eindruck, das sie ihre MP’s, die sie um die Schultern hingen hatten, etwas mehr in Bereitschaftsposition brachten. Oh man oh man! Das ist ja nur noch freaky hier! Die Bullen fingen erst mal zu lachen an als wir sie nach dem Weg zum Stadion fragten. „You are Germans and here for the match? HaHa. Ja sehr witzig.. Doch schließlich hatte er doch noch die Güte uns den Weg zu beschreiben. Dabei stellte sich heraus, dass wir komplett falsch waren und der Ground genau am anderen Ende der Stadt liegt. Supi! Na wenigstens wussten wir jetzt wo’s lang geht. Nachdem wir uns erneut ein mal verfranzt hatten erreichten wir schließlich doch noch die Strasse an welcher der Ground liegen soll. Und kaum in diese eingebogen gleich der nächste Schock. Protestantisches Ghetto Part 2. Aber das Viertel in welchem wir uns zu Erst befanden war im Vergleich zu diesem hier das Paradies auf Erden. Die Bordsteine waren alle samt mit den Union Jack Farben, also blau – weiß – rot, bemalt. An jeder zweiten Häuserwand war das Zeichen der militanten, protestantischen Terrorgruppe AFF zu sehen. Oder Malereien welche einen Bezug zu dem Kampf zwischen Katholiken und Protestanten hatten. Und was den allgemeinen Zustand des Viertels betrifft: Tja, wie soll ich’s beschreiben? Ich sag’s mal so: Abgefuckt! Und genau in diesem Viertel war auch das Stadion angesiedelt welches nun auch recht schnell gefunden wurde. Na da kommt doch Freude auf! In solchen Gegenden fühl ich mich eigentlich immer am wohlsten. Und nun gleich zum nächsten Problem. Wo parken wir nun in dieser einladenden Gegend unser, mit irischem Kenzeichen versehenes Auto ohne es nach dem Spiel als brennendes Wrack wieder zu finden. Denn ein Stadionparkplatz für deutsche Fans war natürlich Fehlanzeige. Auf einem Kundenparkplatz von ein Paar kleineren Boutiquen, welcher direkt an der Hauptstrasse zum Stadion gelegen war, wurden wir doch noch nach Minuten langer Suche fündig und erschien uns als doch einigermaßen sicherer Abstellplatz.. Aber als wir uns zu Fuß zum Stadion aufmachten bemerkte ich, dass so gut wie jedes Auto, welches am Straßenrand parkte, mit einer Wegfahrsperre abgesichert war. Na riesig. Hier kannst du also parken wo du willst. Richtig sicher kannst du dir somit eh nicht sein, dein Auto wieder so zu finden wie du es zurück gelassen hast. Das macht Laune. Das Stadion passte auch wunderbar in das Stadtbild des Viertels, oder besser gesagt Ghettos, hinein. Alles ziemlich heruntergekommen, verasselt und oben auf den Stadionmauern richtig schön viel Stacheldraht. Als Hersteller von solchem Stacheldraht machst du in Belfast mit Sicherheit ein Vermögen. Allein die Beschmückung des Einganges zum Auswärtsblock muss schon ein Häuschen im Grünen ausgeworfen haben. Dieser ist nämlich wie eine art lang gestreckter Tunnel welcher oberhalb komplett mit Stacheldraht überzogen ist.  Wie in einem Gefangenenlager.

Wir machten uns nach dieser kleinen Knast äh Stadionbesichtigung erst mal zu Fuss in Richtung City Center auf um zu sehen wo der deutsche Mob so rumlungerte. Dieser war auch recht schnell in einem der beiden einzigen, in der Stadtmitte gelegenen Pubs ausfindig gemacht. Schnell den anwesenden Bekannten Hallo gesagt und weiter ging’s auch schon in Richtung City Hall um sich a) die einzige Sehenswürdigkeit von Belfast anzuschauen und b) sich etwas Essbares zwischen die Kiemen zu schieben. Nur was du in Sachen Imbissbuden in Dublin an jeder Ecke hast suchst du in Belfast vergebens. Generell ist diese Stadt der reinste Horror. Vor allem was die Einwohner betrifft. Jeder scheint hier nur auf sich bedacht zu sein und die Freundlichkeit welche in Dublin allgegenwärtig ist kannst du hier mit der Lupe suchen. Und so trotteten wir nun mit knurrenden Mägen durch die Innenstadt und nachdem ich in einem Selbstbedienungsrestaurant als Tagesgericht „Spagetti mit Mintsoße“ ausgemacht hatte wollte ich die Hoffnung auf eine normale Mahlzeit eh schon aufgeben. Aber der gute alte KFC war dann doch noch die Rettung. Zwar wieder ein mal nur Fast Food aber immer noch besser als das vorhin genannte, italienisch Nationalgericht. Einigermaßen gesättigt machten wir uns wieder zurück in das von den Deutschen besetzte Pub auf, um ein wenig Gerstensaft zu uns zu nehmen und  trafen dort auch gleich  auf unseren Herrn Kellermann (Nutte), welcher bereits so was von Rabenvoll war das er, just in dem Moment als wir erschienen, dabei war seine Notdurft unter dem Tisch an dem er saß zu erledigen. Kleine Drecksau! Aber irgendwie sagte mir die Lokalität, sowie das Bier das hier ausgeschenkt wurde, nicht wirklich zu. Und als mich dann noch so ein blöder Brite mit den Worten anquatschte das wir Deutsche eh alles Nazis wären, er der britischen Armee gedient hätte und er alle Iren hassen würde, war für mich die Lust noch länger in diesem Pub zu verweilen auf den Tiefpunkt gesunken.

Also machte ich mich zusammen mit der Anne wieder zu Fuß in Richtung Stadion auf an welchem bereits recht reger Betrieb in den nahegelegenen Pub’s herrschte.  Und da das Völkchen was da so am Stadion rum lungerte nicht gerade den freundlichsten Eindruck machte ging’s auch gleich hinein in den Windsor Park. Der Ground ist nach dem typisch, englischem Tribünenschema errichtet und hob sich aber durch die noch recht zahlreich vorhanden Stehplätze von den Allseatern aus England ab.  Was den Allgemeinzustand des Stadion betrifft ist zu sagen, das Alles doch schon ziemlich versift und vergammelt war. Aber genau die Tatsache machte das Ganze auch wieder recht sympathisch. Endlich mal wieder Fußball ohne Kommerz und sonstigen Schnick Schnack. Der Awaysektor war auch mit um die 500 Deutschen recht gut gefüllt und so konnte es mit dem Einlaufen der Teams und unserem Herrn Vorfellner auch schon los gehen. Das heißt auf den Tribünen. Denn, wie sollte es auch anders sein, hatte der anwesende deutsche Fanhaufen nicht gerade viele Sympathien für unseren DFB Präsi über und so gab’s wieder die guten, alten Vorfellner Party Gesänge zu hören. Und da hierbei natürlich der komplette deutsche Haufen am Grölen war, wurde durch die vorherrschende Lautstärke das Einsetzen der Big Band zu unserer Nationalhymne verpasst. Ups!! Wir fingen halt somit etwas verspätet mit dem Singen an und waren immer noch am Trällern als bereits die Nordirische Nationalhymne angestimmt wurde. Aber wer braucht den auch schon so ne Band. Wir haben unseren eigenen Takt :-) Die Northern Ireland Anhänger hatten sich auf der uns gegenüber liegenden Tortribüne angesiedelt und brachten einen recht guten Support zu Beginn des Spiels rüber. Und als die Nordiren dann auch noch mit 1:0 in Führung gingen waren die anwesenden 14000 little Tommies auch gut am abfeiern. Aber net lange, denn unser Stürmertitan Asamoah traf praktisch im direkten Gegenstoß zum hochverdienten Ausgleich. Wir waren nämlich drückend überlegen :-) Die Stimmung war im deutschen Lager nun auch ganz ordentlich (Das Singen von Mexico macht halt immer wieder Laune). Unsere Elf lies das ganze Spiel über eigentlich nix anbrennen und  mit 2 x Balack und 1 x Podolski (ja Anne, der Podolski hat getroffen. Jetz is aber auch wieder gut) war der Sieg dann auch mit einem recht deutlichen Ergebnis eingefahren. Sehr schön. So ein Sieg macht richtig Laune.

. Sonst passierte aber nicht mehr viel Erwähnenswertes (Wohl auch besser so. Denn dieses „Erwähnenswerte“ kann hier in Belfast sonst was bedeuten). Ohne Blocksperre machten wir uns auf dem schnellsten Wege wieder zurück zu unserem Automobilo welches noch so da stand wie wir es zurück gelassen hatten. Bis auf die eingeschlagenen Scheiben und die gestohlenen Reifen. Na Schmarrn! Also auch hier nix weiter „Erwähnenswertes“. Gott sei dank. Und ab ging’s auf dem schnellsten Wege raus aus dieser, vom Terror zerfressenen Stadt zurück in das schene Dublin. Naja, zumindest mal den schnellsten Weg aus Belfast raus. Den nach Dublin haben wir leider irgendwie verpasst und fuhren somit einen Umweg von gut 50 Kilometern über Irlands grüne Täler. Na egal. Es eilt ja nix. Und so erreichten wir schließlich doch noch gegen 1 Uhr unbeschadet unser geliebtes Dublin. Tja und es ist kaum zu glauben aber um diese Uhrzeit scheint sich sogar in Dublin der Verkehr etwas zu beruhigen was bedeutet, dass wir die Strecke vom Flughafen zu unserem Hotel in 15 Minuten hinter uns gebracht hatten. Bedenket, am Mittwoch waren es mit dem Bus über eine Stunde. Der Tobi machte sich zusammen mit dem Zwirgel noch in die City auf da auch heute wieder eine Party mit den Hoops (Rovers) angesagt war. Ich für meinen Teil zollte den letzten Tagen Tribut und beließ es mit der Anne und dem Björn bei einem Mitternachtssnack in einer nahe gelegenen Pizzabude. Da es über den nächsten Tag und unsere Abreise nichts besonderes mehr zu erzählen gibt komme ich auch gleich zum Fazit. Und was soll ich schreiben: Diese Tour war der absolute Hammer und eine meiner geilsten Fahrten überhaupt. Ein dickes Dankeschön möchte ich an dieser Stelle noch an John und die Rovers Crew richten welche uns einen wahrlich unvergesslichen Tag und Abend bescherten. Und was Nordirland und Belfast betrifft sag ich nur Eins: Brits go home!

  Norbert